Nördliche Emirate & Ras Al Khaimah: Besser als Dubai?

Zu Gast: Rechtsanwalt Jakob Kisser

Als Ergänzung zu unserem Podcast über Dubai möchten wir Ihnen heute die fünf nördlichen Emirate näherbringen. Dubai ist immer im Gespräch, aber was ist mit den anderen Emiraten? Sind die vielleicht sogar besser als Dubai? Antworten auf diese Frage bekommen Sie heute von dem in Ras Al Khaimah ansässigen Rechtsanwalt Jakob Kisser. Er zeigt Ihnen, welche Möglichkeiten Sie in den nördlichen Emiraten, besonders in Ras Al Khaimah erwarten und welcher Standort für Sie empfehlenswert ist.

Jakob Kisser hat sein neues Zuhause in den letzten Jahren erforscht, kennen- und schätzen gelernt und erläutert Geschäftsmöglichkeiten, steuerliche Zusammenhänge und die Sache mit den Banken. Seine wunderbaren Darstellungen geben Ihnen ein lebendiges Bild der Region und zeigt, wie wenig wir von anderen Ländern wissen. Er ist der Juniorpartner von Herrn Dr. Theodor Strohal, den Sie aus unserem Podcast über Thailand, Singapur & Kambodscha her kennen. Ihr ausgeprägtes Fachwissen, gute Landeskenntnis und Kontakte zu Einheimischen verhelfen auch Ihnen zu einer erfolgreichen Unternehmensgründung.

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Wie kann ich mir ein Leben in den Emiraten vorstellen?

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind vergleichbar mit den USA, nur nicht ganz so groß: Sie sind eigenständige Staaten mit eigenen Gesetzen und haben eine zentrale Regierung. Die Bevölkerung besteht aus 90 % Ausländern aus der ganzen Welt. Der Sommer ist für europäische Verhältnisse sehr heiß, und zu Weihnachten und Neujahr können Sie im Meer Schwimmen gehen (nicht Eisbaden). Nach einer Wüstensafari und einer Übernachtung in der Wüste fahren Sie am nächsten Tag auf den fast 2.000 m hohen Jebel Jais, können dort unter Umständen sogar Schnee finden und fahren mit der längsten Zipline der Welt. Hinter dem Hügel ist es etwas grüner und feuchter, und dort können Sie Wandern gehen oder Tauchen.

Unterschied zwischen Dubai und den fünf nördlichen Emiraten

Dubai ist den meisten von uns bekannt, aber wie sieht es aus mit den anderen Emiraten? Grundsätzlich gibt es keine Unterschiede. In den nördlichen Emiraten leben mehr Einheimische; es ist dort noch ein etwas traditioneller, aber nicht weniger frei. Die Menschen in den Emiraten sind sehr tolerant. Dubai ist eine intensive und energiegeladene Stadt mit vielen Freizeitangeboten, täglichen Staus und höhere Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten als in den nördlichen Emiraten. Möchten Sie ein erschwingliches Haus am Meer und eine ruhige und freundliche Nachbarschaft, ist beispielsweise das nördliche Emirat Ras al Khaimah zu empfehlen.

Die Vorteile der nördlichen Emirate

In den nördlichen Emiraten finden Sie alles, was Sie auch in Dubai haben, nur günstiger. Viele Unternehmen aus der herstellenden Industrie verlagern deshalb ihre Produktionsstätten in das nördliche Emirat Ras Al Khaimah. Auch kleinere Unternehmen gründen hier Tochtergesellschaften, um Produktion oder Dienstleistungen auszulagern und Gewinne steuerfrei beziehen zu können.

Jüngste Gesetzesänderungen für Mainland Gesellschaften

Um eine Onshore oder Mainland Gesellschaften zu gründen (entsprechen einer GmbH, UG oder AG in Europa) benötigten Sie bisher einen Mehrheitsgesellschafter, der Staatsbürger der Emirate war. Durch die COVID Krise sind viele Unternehmen eingegangen und haben das Land verlassen. Um dieses wieder aufzufangen, haben Sie als Ausländer jetzt die Möglichkeit, 100 % der Anteile zu halten. Jedes Emirat öffnet diese Möglichkeit für unterschiedliche Geschäftsbereiche. In welchem Emirat Sie mit Ihrem Unternehmen profitieren, können Sie einer entsprechenden Liste der jeweiligen Emirate entnehmen.

Die Free Zones

Die Sonderwirtschaftszonen (Free Zones) sind sind physisch abgegrenzte, rechtlich extraterritoriale Gebiete und erlassen eigene Regelungen. Sie konzentrieren sich meistens auf einen bestimmten Geschäftsbereich und die dort ansässigen Unternehmen können sich gegenseitig unterstützen und miteinander Geschäfte machen. Die zentrale Behörde ermöglicht kurze Entscheidungswege und Gesellschaftsgründungen gehen schnell vonstatten.

DMCC Krypto Center

In der Free Zone DMCC (Dubai Multi Commodities Centre) finden Sie das neue Krypto Center. Es beherbergt bereits einige Unternehmen, die im Bereich der Krypto- und Blockchain-Technologien tätig sind und stellt die Rahmenbedingungen für ihre Tätigkeit.

Das leidige Thema der Bankkonten und ihre Lösung

Mit guter Vorbereitung können auch Sie mit Hilfe von Jakob Kisser und seinen Mitarbeitern ein Bankkonto in den Emiraten eröffnen. Bitte beachten Sie hierbei, dass vorherige Beziehungen zu von den Emiraten sanktionierten Ländern unvorteilhaft sind. Ein ehemaliger Mitarbeiter einer Compliance Abteilung arbeitet mit Jakob Kisser zusammen. Er kennt die Risikofaktoren und kann Ihnen bei der Vorbereitung Ihrer Antragsunterlagen helfen. Bisher musste keiner seiner Mandanten ohne ein Bankkonto wieder nach Hause gehen, auch wenn der Vorgang allgemein recht lange dauert.

Die Residence beantragen und erhalten

Die Aufenthaltsgenehmigung erhalten Sie durch eine Anstellung, den Kauf einer Immobilie für mindestens 240.000 € oder durch Gründung eines Unternehmens. Eine sogenannte Freelance Lizenz ist auch möglich. Das sogenannte Investor Visum läuft für drei Jahre, das Property Visum je nach Kaufpreis für zwei bis zehn Jahre und das Employment Visum für zwei Jahre. Mit diesen Visa können Sie Ihre Familie nachholen.

Einige Worte zur COVID Impfung in den Emiraten

Viele Deutsche und Österreicher denken ans Auswandern, um ihre persönliche Freiheit zu wahren und der anstehenden Impfpflicht in ihrem Heimatland zu entgehen. Unser heutiger Gast und auch Marc Schippke aus unserem Podcast über Dubai haben die vergangenen zwei Jahre in den Emiraten verbracht und teilen uns aus erster Hand mit, wie sie diese Zeit vor Ort erlebt haben: Zu Beginn ein sehr harter Lockdown, jetzt immer noch ganz streng mit den Masken, und mit dem Impfen wurde schon sehr früh begonnen. Die Regierung befürwortet, bewirbt und finanziert diese. Diskussionen gibt es nicht. Mittlerweile sind etwa 90 % der Bevölkerung geimpft, und von der einheimischen Bevölkerung dürfen auch nur Geimpfte das Land verlassen.

Kontaktdaten und Links:

Jakob Kisser

Homepage: www.slglaw.cc

E-Mail:        office@slglaw.cc

Telefon:       +971 7 233 8927

Mobil:          +971 5037 65874

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Timestamps

00:18  -  Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Jakob Kisser

03:58  -  Was spricht dafür, als Unternehmer in die Emirate zu gehen?

07:25  -  Gibt es einen Unterschied zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten?

10:45  -  Die Schönheit der nördlichen Emirate und Vorteile einer dortigen Unternehmensgründung

14:09  -  Für welche Branche ist der Standort der nördlichen Emirate vorteilhaft?

16:41  -  In die Emirate investieren, ohne seinen Wohnsitz zu verlegen

20:24  -  Eine Residence beantragen

22:15  -  Jüngste Änderungen in der Gesetzgebung für Unternehmensgründung

26:04  -  Die Free Zones etwas näher betrachtet

29:27  -  Dubai als globales Krypto Zentrum?

31:29  -  Warum es so schwer ist, ein Bankkonto zu eröffnen

35:32  -  Hilfestellung zu erfolgreichen Kontoeröffnung in den Emiraten trotz Hürden

38:06  -  Insider Tipps zur Kontoeröffnung, eventuell auch im Ausland

39:52  -  Ein praktisches Beispiel eines Projektes in RAKEZ

43:08  -  Gibt es eine Impfpflicht in den Vereinigten Emiraten?

46:28  -  Infrastruktur und Internet

48:27  -  Immobilienpreise und Stromkosten

50:31  -  Lebenshaltungskosten in den nördlichen Emiraten

51:53  -  Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten

54:55  -  Kontaktdaten Jakob Kisser

Mitschrift zu Folge 25 von Perspektive Ausland: Nördliche Emirate & Ras Al Khaimah: Besser als Dubai?

Zu Gast: Rechtsanwalt Jakob Kisser

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Jakob Kisser

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, und mein Gast ist heute Jakob Kisser. Er ist seit einigen Jahren Rechtsanwalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wird uns heute etwas über das Leben dort als Unternehmer erzählen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ja ein fantastischer Ort zum Leben, das weiß man, wenn man mal dort gewesen ist, oder man hat es gehört, gelesen, wie auch immer. Wir hatten vor einigen Wochen schon einen Podcast nur über Dubai und haben viel darüber gehört und gesprochen. Sicherheit ist gegeben, es gibt eine Fülle von Freizeitangeboten, das ist wirklich erstaunlich, und bei ausländischen Unternehmen wird das Land auch immer beliebter wegen des nahezu steuerfreien Lebens dort. Aber, wenn man Vereinigte Emirate hört, denken die meisten immer nur an Dubai, Burj Khalifa, Einkaufszentrum mit Skipiste und so weiter. Jetzt ist die Frage: woran liegt es, dass man von den nördlichen Emiraten eher weniger hört? Und was bieten die nördlichen Emirate? Könnten die auch für Unternehmer, für deutsche Unternehmer ganz speziell interessant sein, oder kommen sie als Wohnsitz in Frage? Heute haben wir einen Experten auch für die nördlichen fünf Emirate hier, den Jakob Kisser. Stellen Sie sich doch unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.

Jakob Kisser: Gerne, mein Name ist, wie gesagt, Jakob Kisser, ich bin ein echter Österreicher, bin in Wien geboren und habe auch fast mein gesamtes Leben in Wien verbracht, die einzige Ausnahme war ein Studienjahr in Maastricht. Ich bin mittlerweile auch schon Mitte 40, verheiratet, habe ein Kind, und habe viele Jahre als Rechtsanwalt in Wien gearbeitet. Ich war fast 20 Jahre lang tätig in internationalen Rechtsanwaltskanzleien in Wien, und hatte den Gedanken schon aufgegeben, irgendwann nochmal ins Ausland zu kommen. Meine Frau ist ursprünglich aus der Ukraine, sie wollte eigentlich gar nicht so richtig in Wien bleiben, aber ich habe immer fest dagegen geredet und gemeint: „Die Chance habe ich wahrscheinlich nicht mehr, weil ich einfach als Jurist im österreichischen Recht gefangen bin, und das wird aber nicht mehr passieren,“ habe es aber immer so ein bisschen bereut. Ich habe mir immer gedacht: eigentlich wäre ich doch gerne nochmal weggegangen, und dann ist es eben so gekommen, mit so einem typischen, riesigen Zufall des Lebens. Ich habe mich selbständig gemacht, vor mittlerweile vier Jahren, habe meine eigene Kanzlei gegründet und überlegt, was ich denn so eigentlich als Selbständiger machen kann, und dann ist mir der Gedanke eingeschossen: Ich muss den Dr. Theodor Strohal kontaktieren. Den habe ich ganz flüchtig gekannt, er ist jetzt mein Senior Partner in der Kanzlei, und wollte ursprünglich nur mit ihm plaudern und mich austauschen und schreibe ihm eine Mail und schlage ihm ein Mittagessen vor, bekomme innerhalb von einer Stunde die Antwort: „Lieber Jakob, wir können uns gerne zusammensetzen, aber ich habe noch einen besseren Vorschlag für Dich, ich suche nämlich einen Nachfolge für mein Büro hier in Ras Al Khaimah. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich biete an eine Partnerschaft nach einem Jahr.“ Das ist dann einfach so aus heiterem Himmel gekommen, ich habe das meiner Frau gezeigt, die war lustigerweise sofort und uneingeschränkt dafür, und dann bin ich hergekommen und habe mir das angeschaut, und es hat mir von Anfang an gut gefallen, und ich habe es bis jetzt wirklich keine Sekunde bereut.

03:58 - Was spricht dafür, als Unternehmer in die Emirate zu gehen?

Daniel: Klasse, dann wissen wir auch gleich, was Sie in die Vereinigten Emirate geführt hat, wie es kam, dass Sie selbst dort jetzt wohnen. Bevor wir jetzt auf die Besonderheiten der fünf nördlichen Emirate eingehen, weil jetzt nur rein über Dubai hatten wir ja schon vor einigen Wochen gesprochen. Trotzdem nochmal generell vielleicht, was aus Ihrer Sicht grundsätzlich Argumente für Unternehmer sind, in die Emirate generell zu gehen?

Jakob Kisser: Das Argument, das die meisten natürlich kennen, ist die Steuerfreiheit, dass man hier weder Einkommensteuer noch Körperschaftsteuer bezahlt. Das ist natürlich attraktiv, gerade wenn man aus einem Hochsteuerland wie Österreich oder Deutschland kommt, aber das ist bei Weitem nicht das einzige Argument. Ich habe erst jetzt und hier realisiert, wie wenig man eigentlich über die ganze Gegend weiß und auch über das Land, und wieviel Ignoranz da auch herrscht und auch Fehlinformation. Es gibt einige gute Gründe. Für mich ist einer der wichtigsten Gründe immer das Wetter. Ich habe den Winter in Wien immer gehasst, das war mir immer zu kalt und grau und feucht, und ich habe diese sechs oder sieben Monate wirklich nicht genossen. Hier hat man umgekehrt einen sehr heißen Sommer, aber man hat sicher sieben bis acht sehr schöne Monate. Ich gehe dann auch immer aus Prinzip zu Weihnachten und zu Neujahr schwimmen im Meer, ich genieße jetzt die Zeit, draußen zu sitzen, mit kurzärmeligen Sachen herumzulaufen, ins Büro zu kommen, zu grillen, die ganzen Outdoor-Aktivitäten hier zu machen, die sich anbieten. Also das ganze Klima ist immer ein Riesen Argument. Und wenn man den Sommer vermeiden will, dann kann man natürlich im Sommer auch einfach mal nach Hause fahren, das machen auch die meisten Ausländer hier. Die nehmen sich dann zumindest einen oder auch zwei Monate frei, auch wenn die Kinder gerade Urlaub haben. Dann kann man den Sommer ganz gut durchtauchen, und daran gewöhnt man sich auch bis zu einem gewissen Grad, also die 35 oder 38 Grad, die schrecken einen dann gar nicht mehr so sehr. Es sind eh nur wenige Monate, wo es nicht so angenehm ist.

Das ist immer einer der Hauptpunkte, das angenehme Klima. Und dann auch das ganze Lebensgefühl, die ganze Atmosphäre hier. Das ist nämlich etwas, was die meisten Leute auch nicht wissen: die Emirate haben 90% Ausländer. Und das sind jetzt nicht andere Araber oder Leute aus einem ähnlichen Kulturkreis, sondern das sind wirklich Leute aus der gesamten Welt. Man hat hier Afrikaner neben Asiaten, Indern, Pakistanis, vielen Europäern und westlichen Leuten, und natürlich einigen Millionen Arabern. Die gesamte Weltbevölkerung ist hier vertreten. Das kann man sich gar nicht vorstellen, das ist eine ganz einzigartige Atmosphäre, und ich glaube, ich kenne auch keinen anderen Flecken der Welt, wo das so extrem durchgemischt ist. Nicht einmal in New York oder London, bei Weitem nicht. Hier sind wirklich alle Kulturen, alle Religionen, alle Farben vertreten, und die Leute existieren friedlich nebeneinander, arbeiten zusammen, es ist nicht immer einfach in der Kommunikation und auch in den Erwartungshaltungen, aber an sich finde ich das persönlich faszinierend.

07:25 - Gibt es einen Unterschied zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten?

Daniel: Jetzt hatten Sie am Anfang kurz erwähnt, dass es da einige mit Sicherheit Vorurteile oder Falschinformation gibt über das, was da so das tägliche Leben betrifft. Wir hatten ja auch in der Folge über Dubai schon darüber gesprochen, dass es eine ganze Reihe von Liberalisierungsschritten gibt in den Emiraten, auch gerade was das Thema Alkohol betrifft und uneheliche Beziehungen hatten wir da angesprochen. Aber was uns jetzt interessiert: Gibt es da einen Unterschied zu den nördlichen Emiraten, wenn man das mit Dubai vergleicht, wo das Leben sehr frei scheint, auch zum Beispiel für Frauen, wo man ja sagt, dass sich gerade ausländische Frauen, also Nicht-Muslima relativ frei bewegen können. Aber wenn wir jetzt über fünf nördlichen Emirate sprechen, ist das dann eine andere Welt? Oder ist es dort noch freier? Oder ist es dort strenger?

Jakob Kisser: Ich denke nicht, dass es grundsätzliche Unterschiede gibt. Die nördlichen Emirate sind einfach generell noch ein bisschen traditioneller. Man hat deutlich noch mehr Einheimische, also Ras Al Khaimah war die längste Zeit noch das einzige Emirat, wo es eine Mehrheit an der lokalen Bevölkerung gab. Das hat sich mittlerweile auch schon gedreht, aber es ist einfach noch ein bisschen traditioneller. Das heißt aber nicht, dass es weniger frei ist. Die Leute sind unglaublich tolerant, das ist etwas, was man einfach wirklich nicht weiß. Die Araber, die sind ja froh, dass die Ausländer kommen. Die bauen ihnen ja auch einen tollen, modernen Staat zusammen, und die stellen sich auch langsam um. Die junge Generation kennt es doch gar nicht mehr anders. Ich kann überhaupt nicht sagen, dass es da großzügige Unterschiede gibt. Es war sogar so, dass in gewissen Bereichen die nördlichen Emirate noch toleranter waren. Also dass einfach so dieses ländliche Leben, wo man einfach machen kann, was man will, solange man niemanden stört dabei. Zum Beispiel war Alkoholkonsum in Ras Al Khaimah immer frei, da musste man nicht einmal theoretisch eine Lizenz lösen, da haben jetzt die anderen Staaten erst nachgezogen. Es wurde jetzt eben zum ersten Mal in ein Gesetz gegossen. Das wurde davor auch nicht mehr eingehalten, das gab es an allen Ecken und Enden und in jedem Restaurant kann man Wein bestellen, aber es wurde tatsächlich auch gesetzlich nachgezogen, was für uns alltäglich ist, aber für ein konservativ arabisches Land natürlich ein großer Schritt ist, also auch was Frauen betrifft. Das sind so die typischen Fragen, die man bekommt, auch meine Frau. Da merkt man erst, wie wenig man eigentlich weiß. Man vermischt dann auch Afghanistan und Pakistan und Saudi-Arabien, alles in einen Topf und kriegt dann die typischen Fragen, ob man als Frau überhaupt alleine auf der Straße gehen darf, ob man Auto fahren darf. Dann kommt man hierher und merkt, dass das alles wirklich überhaupt nichts mit der Realität zu tun hat. Ich bin am Anfang mal in eine Bank reingegangen, da hat mich dann eine konservative arabische Dame mit Schleier, aber hochgebildet, beraten mit perfektem Englisch. Es arbeiten auch sehr viele emiratische Frauen. Auf den Universitäten sind die Frauen teilweise schon in der Mehrzahl, also da wird sich das Land auch in den nächsten Jahrzehnten noch weiter massiv ändern.

10:46 - Die Schönheit der nördlichen Emirate und Vorteile einer dortigen Firmengründung

Daniel: Kommen wir jetzt zum Leben in den nördlichen Emiraten. Uns interessiert ja, wie es sich im Vergleich zu Dubai dort leben lässt, und ob es Regionen gibt, die für deutschsprachige Auswanderer besonders interessant sind, und auch wie eine Unternehmensgründung dort im Vergleich zu Dubai abläuft.

Jakob Kisser: Man kann sich das so vorstellen: Die Emirate haben ungefähr eine Dreiecksform, und in Wahrheit spielen sich wahrscheinlich 90 % des gesamten Lebens an der Westküste ab. Das geht unten im Süden los, schon relativ nahe zu Saudi-Arabien. Wenn man durch die Wüste durchfährt, da ist Abu Dhabi, dann ist ein kleineres Wüstenstück, dann kommt Dubai, und dann kommen die kleinen Emirate Schardscha und Adschman, die sind aber gefühlt ein Teil der Stadt. Wenn man da in den Norden durchfährt, dann sieht man keinen Unterschied, das ist durchgehend Stadtgebiet. Sind aber rechtlich gesehen eigenständige Staaten. Die Emirate kann man ungefähr vergleichen mit den USA. Das sind Bundesstaaten, es gibt eine zentrale Regierung, aber die einzelnen Bundesstaaten haben noch in gewisser Weise eigene Gesetze, eigene Regeln, eigene Gepflogenheiten. Aber wenn man so als hier lebender Mensch durchfährt, sieht man wirklich nur ein Stadtgebiet von Dubai, Schardscha und Adschman. Das läuft dann ungefähr aus so bei Umm al-Quwain, das ist ein sehr wüstiges Emirat. Dann hat man nochmal ein sehr kurzes Wüstenstück, und dann kommt Ras Al Khaimah, Ras Al Khaimah geht dann rauf bis ganz zur Nordspitze. Wenn man dann durch das Land rüberfährt auf die andere Seite, da gibt es so einen Bergkamm, da gibt es einen ziemlich hohen Berg bei uns in Ras Al Khaimah, der hat 2.000 m, da gibt es sogar Schnee ab und zu. Also über diesen Hügel drüber, da landet man dann in Fudschaira, dort ist es bisschen grüner, bisschen feuchter, für Touristen sehr beliebt. Da gibt es einiges zu sehen, kann man wunderbaren Urlaub verbringen, Tauchen, Wandern gehen, dazu kommen wir später eh noch. Aber so kann man sich die im Grunde vorstellen. Das ist auch alles nicht weit voneinander entfernt. Von Dubai zu uns rauf nach Ras Al Khaimah eine Stunde, eine Stunde dreißig maximal, und dann rüber nach Fudschaira sind es nochmal eineinhalb Stunden maximal. Und was das Unternehmertum betrifft oder Investitionen - ich werde es vergeigen, es ist so, als wenn man einfach nur an Manhattan und New York denkt, und dann aber New Jersey und die ganzen Staaten rundherum außer Acht lässt. Natürlich gibt es hier auch viele Möglichkeiten, gerade weil es noch nicht so entwickelt ist. In Ras Al Khaimah ist ja unser Büro, da sehen wir einen enormen Andrang auch von in Dubai tätigen Unternehmern, weil die sich in der COVID Krise auch mal umgeschaut haben, was es für Alternativen gibt. Es ist alles kleiner, man hat kürzere Wege zu den Entscheidungsträgern, man kann in direkten Kontakt treten mit den Behörden, man hat auch viel günstigere Preise. Was Warenlager, Land, auch Arbeitskräfte betrifft, da sind die Preise teilweise die Hälfte von Dubai. Und gerade wenn man nicht gebunden ist an die große Stadt, sondern es in Wahrheit überall machen könnte, dann sind die nördlichen Emirate sehr interessant.

14:09 - Für welche Branchen ist der Standort der nördlichen Emirate vorteilhaft?

Daniel: Ich würde jetzt mal ganz kurz noch ein bisschen mehr im Thema Unternehmensgründung bleiben, bevor wir dann noch vielleicht auf die Lebensumstände oder das Leben allgemein, wie es da in den nördlichen Emiraten ist, eingehen. Gibt es irgendwelche Branchen aus Ihrer Sicht, die besonders davon profitieren, zum Beispiel ein Unternehmen dort zu gründen, sich dort anzusiedeln?

Jakob Kisser: Wir haben wirklich mit Unternehmen aus allen Industrien zu tun, da sind die Interessenlagen ganz unterschiedlich. Manche wollen tatsächlich einfach den Markt erobern. Dubai ist die Zentrale für einen riesigen Raum, ganze MENA Region, also Nordafrika und der sogenannte Middle East aus unserer Sicht. Da leben hunderte Millionen Menschen und es ist ein auftreibender Markt. Wenn man da genau in der Mitte sein will, dann landet man automatisch in Dubai. Also Unternehmen, die ihr Produkt auch in der Gegend verkaufen könnten, sind in Dubai und generell in den Emiraten gut aufgehoben. Dann haben wir natürlich auch die ganze herstellende Industrie, die einfach Produktionsstätten verlagert und in Ras Al Khaimah zum Beispiel ausgezeichnete Bedingungen vorfindet. Die bekommen dann die direkte Unterstützung von der Free Zone oder von der Regierung sogar, je nach Größe des Unternehmens, und können dann hier relativ günstig produzieren, finden auch durchaus qualifiziertes Personal, bekommen billiges Land, haben einen riesigen Hafen in der Nähe, und das ist einfach ein interessanter Standort. Wir haben aber auch sehr viel zu tun mit kleineren Unternehmern, die einfach eine Tochter gründen wollen, die einfach entweder einen Teil ihrer Produktion oder ihrer Dienstleistungen auslagern können, um hier zumindest einen Teil des Gewinnes steuerfrei zu beziehen. Oder aber auch viele Leute, die einfach Interesse haben, einmal was Neues zu beginnen. So ähnlich wie bei mir auch, die realisieren, wie gut man hier leben kann, was es für Vorteile gibt, und die ziehen einfach wirklich mit Sack und Pack weg. Das kann man gar nicht so richtig einordnen. Das einfachste, gerade für kleinere Unternehmer ist es natürlich, wenn sie tatsächlich ein Unternehmen haben, das man auch verlegen kann, das nicht ortsgebunden ist. Dann gründet man einfach ein Unternehmen hier, kriegt ein Visum, das geht alles problemlos, dazu kommen wir eh noch nachher. Man kann hier frei leben und tun und lassen, was man will; mehr oder weniger.

16:41 - In die Emirate investieren, ohne seinen Wohnsitz zu verlegen

Daniel: Und vielleicht für jemanden, der nur investieren möchte, gibt es auch Mandanten, die Sie vielleicht beraten? Wir haben auch vielleicht bei uns Mandanten, die mitunter nachfragen und sagen: „Ich suche ein Land, in das ich jetzt vielleicht nicht unbedingt sofort meinen Wohnsitz verlagern möchte, aber ich möchte im Ausland investieren.“ Würden Sie da auch empfehlen, die nördlichen Emirate zum Beispiel oder Dubai generell?

Jakob Kisser: Ich würde mich da gar nicht festlegen, es ist erstmal eine Interessenlage, will man in der großen Stadt sitzen, sieht man dort seine großen Kunden? Oder ist es in Wahrheit egal, wo das Unternehmen sitzt? Viele wollen natürlich aus Reputationsgründen ein Büro vor den Wolkenkratzern, manchen ist es aber auch egal und sagen: „Ich schau einfach nach dem Standortvorteil, und da schau ich auf die Kosten, die Preise und die Entscheidungsträger, die ich kontaktieren kann,“ und da ist man unter Umständen deutlich besser aufgehoben im Norden. Wenn man mitzieht, muss man natürlich auch das Leben schätzen. Dubai ist ein Moloch, in Dubai hat man jeden Tag Stau, und man steckt dann teilweise eine oder zwei Stunden auf der sechsspurigen Autobahn fest. Ich habe mal von einem Stau gehört, wo die Leute zehn Stunden gestanden haben, weil es geregnet hat und keine ordentliche Kanalisation dort besteht. Man muss zu jedem Weg ins Auto steigen und auf Autobahnen fahren, das muss man halt alles mögen. Es ist eine sehr intensive Stadt. Gerade wenn man Familie hat, ist man unter Umständen besser aufgehoben im Norden. Ich selber lebe ein Stunde von Dubai weg in einer friedlichen Siedlung mit meiner Frau und meinem Sohn, dort haben wir, wie man sich das vorstellt aus einer amerikanischen Vorstadt ein sehr nachbarschaftliches Verhältnis, da gibt es Barbecues, da kann man ein Haus direkt am Meer haben, das man sich in Dubai oft nicht leisten kann. Man fährt am Wochenende mit dem Boot mit Freunden, also ein sehr angenehmes, friedliches Leben. Das sind immer die Dinge, die man insgesamt abwägen muss.

Aber Sie hatten eine Frage gehabt zur Investition, wenn man nicht mitziehen will. Also wenn man tatsächlich das Unternehmen weiter in Europa betreiben will, kann man problemlos eine Tochtergesellschaft hier gründen. Die Tochtergesellschaft kann im Grunde genommen hier die Gewinne steuerfrei vereinnahmen. Da müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden, man kann also nicht nur eine leer Hülle gründen, die in Wahrheit keine Angestellten hat, nicht wirklich etwas hier tut, wo die ganzen geschäftsführenden Maßnahmen weiterhin in Europa getroffen werden, sondern diese Tochtergesellschaft muss dann gewisse Bedingungen, die in den ganzen Steuerabkommen geregelt sind, erfüllen, und muss insbesondere eben eine steuerliche Betriebsstätte sein, das ist der Fachbegriff. Kann man sich so vorstellen, dass man einfach ein ordentliches, operatives Unternehmen hier haben muss. Da muss es ein echtes Büro geben, Angestellte, die herkommen, Termine, die man hier wahrnimmt, Kunden, die hier beliefert werden. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, dann kann die Tochter Gewinne machen, die sie nicht versteuert. Dann gibt es noch einen wichtigen Aspekt: Diese Gewinne können dann unter Umständen sogar steuerfrei ausgeschüttet werden. An die Muttergesellschaft zum Beispiel in Deutschland oder Österreich und müssen dann dort nicht versteuert werden, weil sie ja schon sozusagen endbesteuert wurden in den Emiraten. Man kann die Gewinne hochspülen an die Mutter, und dann sozusagen die Vorteile auch lukrieren, wenn man in Europa bleibt.

20:24 - Eine Residence beantragen

Daniel: Unterschiede zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten sind aber jetzt zum Beispiel im Prozess der Firmengründung, dazu gehört ja meistens, auch wenn ich mich dann dort aufhalten will, auch Beantragung der Residence. Gibt es da Unterschiede? Gibt es da vielleicht größere Hürden bei der Beantragung der Residence, bei der Gründung eines Unternehmens?

Jakob Kisser: Nein, grundsätzlich nicht. Vielleicht kann ich kurz ausführen zur Residence. Wenn man herzieht, möchte man auch eine Aufenthaltsberechtigung haben. Die bekommt man im Grunde genommen mit drei Dingen: entweder lässt man sich anstellen oder ist Geschäftsführer, oder man kauft eine Liegenschaft, die zumindest 1 Million Dirham, also etwa 240.000 € kaufbar sein muss, oder aber man gründet ein eigenes Unternehmen, das kann sein eine Gesellschaft oder eine GmbH oder eine Aktiengesellschaft, eine Personengesellschaften gibt es hier, oder aber einfach nur eine Freelance-Lizenz. Mit dieser Lizenz kann man hier geschäftlich tätig werden und kann dann auch ein Visum beantragen. Ein sogenanntes Investor-Visum läuft für drei Jahre, Employment-Visum läuft für zwei Jahre, Property-Visum läuft für je nachdem, wie hoch der Kaufpreis war, ein Jahr, drei Jahre oder zehn Jahre. Und dann ist man hier voll berechtigt, sich aufzuhalten, jederzeit ein- und auszureisen, Konten zu eröffnen, Wohnungen zu kaufen, Wohnungen zu mieten, und auch die ganze Familie nachzuholen. Und der Prozess der Gründung und auch der Liegenschaftskäufe, das ist immer ganz ähnlich. Es ist sogar teilweise einfacher, in den ein bisschen exotischeren Free Zones, weil die einfach schneller arbeiten. Und vor allem günstiger.

22:15 - Jüngste Änderungen in der Gesetzgebung für Unternehmensgründung

Daniel: Jetzt nochmal konkret zur Unternehmensgründung. Vielleicht können Sie in kurzen Steps mal den Prozess der Unternehmensgründung beschreiben, auch wie lange das dauert, und welche Rechtsformen es gibt und was aus Ihrer Sicht die ideale Rechtsform für ein Unternehmer ist, der da hinkommt und ein Unternehmen gründen will und tätig sein möchte vor Ort.

Jakob Kisser: Wir haben jetzt ausgeführt, dass man eine eigene Gesellschaft gründen kann. Wenn es eine Tochter ist einer Kapitalgesellschaft in Europa, dann kann die Tochter die Gewinne ausschütten an die Mutter. Wenn man selber als natürliche Person Gesellschafter ist, dann ist es natürlich mit der Besteuerung nicht so einfach, weil man dann selber Einkommensteuer bezahlt. Es kommt immer auf die Umstände an. Aber die Gesellschaftsgründung prinzipiell, da gibt es zwei wichtige Varianten, die man kurz erläutern muss. Nämlich einerseits die sogenannten Onshore Gesellschaften, und zweitens die Free Zone Gesellschaften. Onshore oder Mainland Gesellschaften sind nichts anderes als die GmbHs und UGs und Aktiengesellschaften bei uns in Europa. Die können in irgendeiner Stadt sitzen und können dann im gesamten Staatsgebiet Geschäfte machen. Das ist nichts anderes, wenn man hier eine Onshore Gesellschaft hat. Kann man auch eine GmbH gründen, und die GmbH kann dann in den Emiraten geschäftlich tätig werden. Das Problem bisher war ein bisschen, dass es da ein Gesetz gab, dass jede Onshore Gesellschaft dann einen Mehrheitsgesellschafter haben musste, der emiratischer Staatsbürger ist. Das ist natürlich ein riesiger Schritt. Da gibt man in Wahrheit jede Entscheidungsgewalt auf. Jetzt konnte man das natürlich reduzieren, die Rechte, also da wurden dann Mittel und Wege gefunden, wie man diese Einflussmöglichkeiten des lokalen Gesellschafters reduzieren kann, mit Sachproblemen, Nebenvereinbarungen wurden die Einflussnahmen des Local Shareholders eingeschränkt. Aber diese Side-Agreements waren eigentlich gesetzeswidrig. In der Praxis hat das in 98 % der Fälle funktioniert. Wenn aber der Mehrheitsgesellschafter gesagt hat: „Du, das hält nicht, dieser Vertrag, wenn im Gesetz steht, ich habe 51 %,“ das steht auch im Gesellschaftsvertrag drinnen, dann konnte das zu relative unangenehmen Situationen führen. Ich habe selber zweimal solche Konflikte gesehen, da war es dann sehr schwierig, Geld rauszubekommen, den auch wieder loszuwerden unter Umständen, obwohl er dem Vertrag zugestimmt hat. „Wenn Du willst, dass ich rausgehe, oder dass jemand anderes meine Anteile übernimmt, dann muss ich dem zustimmen.“ Aber wenn er das praktisch nicht tut – was macht man da? Muss man zum Gericht gehen und hoffen, dass das Gericht gnädig ist. Das war ein großes Problem für viele Investoren, die haben immer starke Bedenken gehabt; zurecht, auch teilweise. Das wurde entschärft. Das war jetzt einer von den großen Revolutionsschritten, dass die gesagt haben: „Wir müssen uns weiter öffnen, wir leiden auch unter der COVID Krise, uns gehen die Leute wieder zurück, viele Unternehmen gehen ein.“ Jetzt haben sie geöffnet, grundsätzlich für Ausländer die Möglichkeit, 100 % der Anteile an Mainland Gesellschaften zu halten. Das gilt aber nicht uneingeschränkt. Jedes Emirat kann eine Liste herausgeben mit Geschäftsbereichen, in denen das gilt, und in allen anderen gilt die alte Regel. Wenn man jetzt überlegt, ein Softwareunternehmen zu gründen, dann muss man sich das in der Liste einfach anschauen, ist dieser Unternehmensgegenstand dort erfasst? Wenn ja, kann ich 100 % halten, wenn nicht, brauche ich wieder einen Local Shareholder.

26:04 - Die Free Zones etwas näher betrachtet

Daniel: Das heißt, wenn ich ganz kurz mal da zwischenfragen kann, das könnte also sein für eine bestimmte Branche, müsste ich in ein anderes Emirat gehen?

Jakob Kisser: Ja, wenn es in einem Emirat nicht erfasst sein sollte, dann kann man immer noch schauen, ob es in einem der anderen sechs Emirate in der Liste erfasst ist. Das ist eine Freiheit der Emirate, dass sie ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit doch bewahren, dass sie das so gestalten, wie sie es für richtig halten. Das wäre eine Möglichkeit. Aber es wurde wirklich weitgehend geöffnet, und für sehr viele Geschäftsbereiche gibt es diese Möglichkeit jetzt. Die zweite Möglichkeit, ein Unternehmen zu gründen ist eine sogenannte Free Zone. Free Zone sind Sonderwirtschaftszonen. Das sind Gebiete, die sind wirklich auch physisch abgegrenzt, die haben zwar nicht immer eine Mauer oder einen Zaun, aber es sind rechtlich ein extraterritoriales Gebiet. Dort gilt auch UAE Recht nicht. Grundsätzlich. Es gibt einige wenige Ausnahmen, wie das Strafrecht. Also wenn man dort ein Vergehen begeht, dann kann man vor den UAE Gerichten nach belangt werden. Aber grundsätzlich sind es kleine Gebiete, ein rechtsfreier Raum, zumindest frei von emiratischen Recht. Und die Free Zone behördet, diese Free Zone leitet, erlässt dann eigene Regelungen. Die können sich auch durchaus unterscheiden. Die Free Zones konzentrieren sich meistens auf einen bestimmten Geschäftsbereich. Die Idee ist, dass man einfach clustert, dass man Industriezweige, Geschäftsbereiche und dann Anbieter, die alle in diesem Zweig tätig sind, sich ergänzen, untereinander Geschäfte machen. Das gibt es für Medien, das gibt es für den Gesundheitsbereich, das gibt es für die Bildung, für die herstellende Industrie, für den Handel und so weiter. Es gibt etwa 40 Free Zones in den ganzen Emiraten. Dadurch, dass es eine zentrale Behörde ist, die das Ganze leitet, sind die Entscheidungswege oft sehr angenehm und kurz, da gibt es zwar auch große Unterschiede von Free Zone zu Free Zone, wie schnell die arbeiten und wie kompetent die Mitarbeiter sind, aber manche, mit denen wir zusammenarbeiten, sind sehr auf Zack und reagieren innerhalb von wenigen Tagen, da hat man eine Gesellschaftsgründung zum Beispiel in einer Woche durch, wenn man die Dokumente hat und wenn man persönlich kommt. Es kann sehr schnell gehen.

Daniel: Wie viele Free Zones gibt es?

Jakob Kisser: Etwa 40. Bei uns in Ras Al Khaimah gibt es eine große, die RAKEZ – Ras Al Khaimah Economic Zone. Da gibt es auch eine in Umm al-Quwain, also in jedem Emirat gibt es welche, in Dubai alleine zehn oder fünfzehn, aber das Konzept ist immer gleich. Am besten siedelt man sich einfach dort an, wo man leben will, muss aber nicht unbedingt sein, denn das Visum, das man bekommt über die Gesellschaft, das gilt für die ganzen Emirate. Aber kurze Wege ins Büro sind immer praktisch. Dann kann man sich nach dem Preis orientieren, und dann kann man natürlich schauen, welchen Industriezweig behandelt die Free Zone vorzugsweise? Passt mein Unternehmen dort rein?

29:27 - Dubai als globales Krypto Zentrum?

Daniel: Jetzt hatten Sie schon erwähnt, dass es bestimmte Branchen gibt, die in bestimmten Emiraten möglicherweise bevorzugt gegründet werden können, weil sie eben dort genehmigt sind, während sie woanders nicht genehmigt sind. Mich interessiert jetzt noch die Frage zum Thema, also als Branche hatten Sie Software zum Beispiel erwähnt. Wie ist es mit Krypto? Ich habe jetzt in den letzten Monaten immer wieder mal eine Schlagzeile. Einmal habe ich sogar gelesen: Dubai soll globales Krypto-Zentrum werden, weil Bincance die Emirate ins Visier genommen hat. Das war im Dezember letzten Jahres. Können Sie uns da updaten? Wie sieht es denn da aus? Ziehen die Emirate jetzt Krypto-Unternehmen an, oder hat sich das schon wieder überholt?

Jakob Kisser: Nein, ich habe das auch aufmerksam verfolgt, das war ein Thema, das mich interessiert, und ich bin jetzt auch gerade dabei, meinen Fokus darauf zu legen. Die Emirate haben tatsächlich angekündigt, da ein internationales Zentrum für das gesamte Business zu sein, also alles, was damit zusammenhängt. Es gibt da jetzt schon in der DMCC, das ist die, ich glaube, die älteste Free Zone in Dubai, ein sogenanntes Krypto-Center. Die spezialisieren sich eben genau auf solche Unternehmer und wollen die gesamte Infrastruktur dazu anbieten. Das gibt es schon, da gibt auch schon, ich glaube, 100 bis 200 Unternehmen, die sich dort niedergelassen haben. Das wird definitiv weiter verfolgt, ich habe schon einige Anfragen bekommen. Aber ich sehe da ein großes Risiko, nämlich das Thema Bankkonten und die gefürchtete schwarze Liste für diese internationalen Untersuchungen, ob die Emirate nicht Geldwäsche und so weiter fördern.

31:29 - Warum es so schwer ist, ein Bankkonto zu eröffnen

Daniel: Das ist übrigens ein guter Übergang von Krypto zum Thema Bankkonto. Wie gesagt, Krypto wäre wirklich interessant, vielleicht kann man da auch später nochmal einen neuen Podcast machen, wenn es mehr Information gibt, wie es da vorangeht in Dubai. Bisher haben wir unseren Mandanten ja eher Sitzstaaten wie zum Beispiel Malta empfohlen, die auch ihre Gesetzgebung sehr frühzeitig an das Krypto Business zum Beispiel oder direkt generell Finanzdienstleister angepasst haben. Aber jetzt ist das ja übrigens überall in vielen Ländern, in denen man eine Auslandsgesellschaft gründen möchte ein Problem, oder immer schwieriger geworden, ein Bankkonto zu eröffnen. Können wir vielleicht einfach mal darüber sprechen: Ich habe ein Unternehmen gegründet, möchte ein Unternehmen gründen, ich möchte meinen Wohnsitz verlagern in die Emirate. Welche Hürden muss ich überwinden, oder vielleicht sind die auch ganz niedrig und es geht ganz einfach, gehe rein und komme mit einem Konto wieder raus. Wie ist das in den Emiraten, und ganz speziell interessieren uns da Unterschiede zwischen Dubai und vielleicht den nördlichen Emiraten, falls es welche gibt.

Jakob Kisser: Ja, also die Bankkonten sind eigentlich jetzt das wirklich mit Abstand größte Problem, das man hat. Das wurde mir mal erzählt, vor fünf, sechs Jahren, da haben sich die Banken gerissen um einen. Da gab es auch noch keinerlei Compliance Vorschriften. Die Emirate haben prinzipiell alle Leute einfach willkommen geheißen, die sich hier niederlassen wollten, jeder konnte ein Unternehmen gründen, jeder hat ein Bankkonto bekommen, oder gleich mehrere, das war überhaupt kein Thema. Die Banken haben sich bemüht, einen als Kunden zu bekommen. Dann ist aber diese ganze Entwicklung in Fahrt gekommen mit der Internationalen Steuervermeidung und der ganzen Skandale mit Irland und Apple und diese hundert Milliarden Steuern, die da überall gespart werden über diverse Konstrukte, und da sind die Emirate auch in den Fokus geraten, eben weil sie so lax waren mit ihren Bestimmungen und sind auf diese internationale Black List gerutscht. Also Staaten, die überhaupt nicht kooperieren und internationale Regeln nicht umsetzen, die laufen in Gefahr, vom internationalen Finanzkreislauf abgeschnitten zu werden. Das würde das ganze Geschäftsmodell der Emirate kaputt machen, innerhalb kürzester Zeit. Jetzt haben die Emirate einige Schritte gesetzt, sind auch von der Liste runtergenommen, aber nach nicht einmal einem Jahr wieder herabgestuft, also ich denke mir, die haben einfach dann gedacht: „Okay, haben wir das Soll erfüllt, jetzt können wir wieder so weitermachen wie vorher,“ und diese internationalen Gremien haben das aber sehr kritisch gesehen und haben die wieder herabgestuft. Und seitdem kann man definitiv feststellen einen großen Wandel hier. Mittlerweile implementieren die Emirate die ganzen Compliance Regeln, die wir aus Europa kennen, es gibt ein Register, wer der Ultimate Beneficial Owner, also der Letzt-Eigentümer einer Gesellschaft ist, man muss nachweisen, woher die Mittel kommen, man wird sehr kritisch geprüft, was für eine Art Unternehmen man gründen will, ob man wirklich herzieht, ob das nur eine Hülle ist, eine leere, und so weiter. Das Problem ist, dass die jetzt innerhalb von zwei Jahren diese ganzen Strukturen aus dem Boden stampfen mussten und haben, was ich gehört habe von den Banken, riesige Compliance Abteilungen gegründet, die aber eben nicht von in Europa geschulten Personen geführt werden, sondern das sind so, aus meiner Erfahrung, ja, Formalisten, die ihre Fragelisten abarbeiten, und ich glaube auch, das ist meine Theorie, gewisse Quote erfüllen müssen an Kunden, die sie ablehnen. Da schaut die National Bank ganz streng drauf, und man hat jetzt auch als ganz normaler Unternehmer durchaus Probleme, ein Bankkonto zu bekommen. Was ich vorher gesagt habe mit der Gesellschaftsgründung in einer Woche schön und gut, aber wenn man kein Konto bekommt, dann ist das alles ja nichts wert, weil ohne ein Konto kann man kein Geschäft führen.

35:32 - Hilfestellung zur erfolgreichen Kontoeröffnung in den Emiraten trotz Hürden

Daniel: Was empfehlen sie jetzt zum Beispiel Mandanten? Mal angenommen, ich komme jetzt zu Ihnen und sage: „Herr Kisser, helfen Sie mir, ein Unternehmen zu gründen.“ Jetzt gründen Sie mir mein Unternehmen innerhalb von einer Woche, dann gehen wir zusammen zur Bank und ich bekomme für meine Gesellschaft kein Konto. Wie geht es weiter? Wie helfen Sie mir jetzt?

Jakob Kisser: Ja, also wir bereiten die Leute entsprechend darauf vor. Es gibt ein paar Risikofaktoren. Einer zum Beispiel ist, wenn man eine Holding Gesellschaft hat in Europa. Das ist zwar steuerlich günstiger, weil man die Gewinne dann ausschütten könnte an die Mutter, aber das wird von den Banken nicht gerne gesehen. Auch gewisse Länder, Länderkonnexe, also zum Beispiel Geschäfte mit dem Iran, da kann man eigentlich gleich wieder nach Hause gehen, da muss man gar nichts weiter machen. Generell sanktionierte Länder, da reichen schon irgendwelche Konnexe, die man im Internet findet oder da hat man mal irgendwo eine Tochtergesellschaft gehabt, da fallen viele Leute einfach durch bei dem Test. Ich würde das mal von Anfang an schon abklopfen. Aber unsere Mandanten machen ganz normale Sachen, die machen ganz normale Geschäfte, sind ganz normale Unternehmer. Und trotzdem werden die teilweise kritisch geprüft. Ich versuche sie immer darauf vorzubereiten, dass es ein wochenlanger Prozess sein kann. Ich habe in extremen Fällen schon gesehen, dass es Monate dauern kann. Der Herr beim Schalter, den man unmittelbar trifft, der ist immer sehr freundlich und würde auch gerne das Konto eröffnen, aber der muss das immer an die Compliance Abteilung schicken, und wie ich gesagt habe, die arbeiten irgendwelche Listen ab und sind aber nicht sehr kompetent in vielen Fällen, und da kommen dann völlig absurde Rückfragen oder die gleichen Fragen nochmal, die man schon beantwortet hat, weil die einfach keine Ordnung halten. Da ist teilweise schon der Fuß teilweise ein bisschen da. Letzten Endes habe ich es aber immer geschafft, das sage ich auch immer dazu. Es hat noch keiner unserer Mandanten die Gesellschaft wieder schließen müssen, der es wirklich probiert hat. Es kann auch schnell gehen, aber wenn man Pech hat, dann hängt man da einfach Wochen oder sogar zwei, drei Monate in dieser Schleife und muss immer wieder Dokumente nachliefern. Da werden auch private Kontoauszüge abgefragt, Gas- und Stromrechnungen aus Österreich, Mietvertrag und so weiter. Man muss sogar schon Kunden bekanntgeben, obwohl man noch nicht einmal ein Konto hat und die Gesellschaft gerade erst gegründet hat. Aber am besten ist, man findet sich damit ab, man tut einfach, was gefordert ist, hat ein bisschen Geduld, und dann klappt’s. Sollte es doch noch Probleme geben, dann haben wir schon auch noch Mittel und Wege, das zu beschleunigen. Erstens haben wir Kontakte zu ausländischen Banken. Man muss das Konto ja nicht in den Emiraten haben, man könnte das auch in Europa gründen.

38:06 - Insider Tipps zur Kontoeröffnung, eventuell auch im Ausland

Daniel: Gibt es da spezielle Länder, die Sie empfehlen? Also wenn ich ein Unternehmen in Dubai habe, haben Sie da gute Erfahrungen mit bestimmten europäischen Ländern, die relativ einfach dann ein Konto eröffnen für eine Gesellschaft?

Jakob Kisser: Wir können Kontakte herstellen zu den Klassikern in Europa: Malta, Zypern, auch Lettland, es gibt aber auch eine polnische Bank, die ohne Weiteres emiratische Gesellschaften annimmt. Die prüfen zwar auch ordentlich, was das für ein Unternehmen ist, aber die haben prinzipiell damit kein Problem. Also wenn es nicht klappen sollte, kann man ausweichen auf andere Länder, oder aber man probiert es weiter in den Emiraten, da gibt es auch noch so Vermittler, die sich darum kümmern. Wir kennen zum Beispiel eine Person, die selber in einer Compliance Abteilung gearbeitet hat, der kann jetzt auch nicht das Konto herstellen, aber er weiß zumindest ganz genau, was sind die Risikofaktoren, was werden die sehen wollen? Und der bearbeitet das dann mit dem Relationship Manager und bereitet den Antrag so vor, dass er möglichst durchkommt. Kostet zwar ein bisschen Geld und ist auch nicht immer erfreulich, aber der hat das auch bis jetzt immer noch geschafft. Das dauert halt trotzdem immer ein paar Wochen maximal. Und dann gibt es noch eine Möglichkeit, wir haben einen direkten Kontakt zu einer Bank in Dubai, und dort gibt es einen Emiratee, der sich persönlich dafür einsetzt, dass das Konto geöffnet wird. Also man findet, wenn man will, eine Möglichkeit und einen Weg, aber man braucht ein bisschen Geduld und . . .

Daniel: Persönliche Kontakte, wie wahrscheinlich oft in diesen Ländern.

Jakob Kisser: Ja, die sind hier natürlich sehr viel wert.

39:52 - Ein praktisches Beispiel eines Projektes in RAKEZ

Daniel: Dann liest und hört man immer wieder von der RAK Offshore Firma, sozusagen als die billige Express-Alternative, die sich jeder leisten kann. Können Sie uns dazu noch etwas sagen? Und würde natürlich auch gleich wieder mit dem Hintergrund: Für wen ist das eine Alternative? Ist es überhaupt eine Alternative? Und wie sieht es dann dort mit dem Bankkonto aus?

Jakob Kisser: Wir arbeiten regelmäßig zusammen mit RAKEZ, klar, die sind einfach bei uns physisch in der Nähe, und wir gründen da jedes Jahr einige Niederlassungen. Die sind berühmt dafür, dass die relativ günstig sind und auch relativ schnell. Mit dem Bankkonto muss ich aber dazusagen, ist es ein kleiner Risiko Faktor. Da ist Dubai schon besser. Generell muss man sagen, das habe ich von der Bank gehört, sind Free Zones nicht mehr so beliebt. Also wenn man auf Nummer Sicher gehen will, dann sollte man eine Onshore Gesellschaft gründen. Man schafft es mit den Free Zones auch, aber durch diese strenge Prüfung der Emirate und aller Maßnahmen, die umgesetzt werden, sind Free Zones, generell das ganze Modell, ein bisschen in die Kritik geraten. Weil viele, früher zumindest, einfach eine leere Hülle gegründet haben und dann Gewinne verlagert haben. Das ist auch unbestritten der Fall gewesen, das möchte ich auch gar nicht schönreden, diese Prüfungen sind durchaus gerechtfertigt, aber das ist jetzt einfach ein Transformationsprozess, um diese Personen einfach gar nicht mehr herkommen zu lassen, weil es keinen Sinn macht. Aber generell ist RAKEZ ausgezeichnet, die haben auch sehr vielfältiges Angebot. Ich schätze die sehr, gerade für größere Projekte, da kann ich auch ein Beispiel erzählen. Wir haben einen österreichischen Unternehmer, der seine Firma verkauft hat und sich jetzt im Bereich der erneuerbaren Energien, Kreislaufwirtschaft, dann biologische Landwirtschaft und solchen Themen beschäftigt, und der baut hier eine Testanlage in Ras Al Khaimah. Eben genau aus den Überlegungen heraus, die ich vorhin genannt habe: günstiges Land, dauernd Sonne, günstige Arbeitskräfte, aber vor allem eben auch die Unterstützung des RAKEZ Management. Ich habe ihm einen Termin organisiert mit dem CEO von RAKEZ, und dann war der Projektmanager hier, wir haben dann gemeinsam RAKEZ besucht, haben das Projekt vorgestellt und erzählt, was wir machen wollen. Dann hat uns das Management gesagt: „Liebe Leute, wunderbar, wir wollen Euer Projekt. Wenn Ihr zu uns kommt, stellen wir Euch einen eigenen Mitarbeiter zur Verfügung, der wird Euch alle Hindernisse aus dem Weg räumen, und wirklich speziell für Euch zuständig sein, dass das alles klappt.“ Und ich kann mich gut erinnern an das Gesicht von dem Projektmanager, weil der hat mich dann so angeschaut und gesagt: „Was war denn das jetzt genau? Meinen die das ernst?“ Man kennt das in Europa genau andersherum, dass man der Bittsteller ist und Sachen durchfechten muss, zu zehn Behörden laufen muss, und hier hat man einen Partner, der wirklich ein Projekt haben will und mit allen Kräften fördert. Also für diese Dinge sind die Free Zones Gold wert.

43:08 - Gibt es eine Impfpflicht in den Vereinigten Emiraten?

Daniel: Jetzt sprechen wir noch kurz über ein heikles oder brisantes Thema. Man entnimmt den Medien ja, dass wegen der diskutieren Impfpflicht tausende Deutsche und Österreicher über das Auswandern nachdenken. Wir wollen wissen, ob es in den Emiraten eine Impfpflicht gibt, und wie streng dort Corona Regeln umgesetzt werden.

Jakob Kisser: Ich muss sagen, die Emirate haben das wirklich hervorragend gemacht, es gab zwar am Anfang einen sehr harten Lockdown die ersten zwei Monate, aber dann haben sie das Land wieder schrittweise geöffnet, und wir leben jetzt schon seit Mai 2020 wieder weitgehend normal. Es gibt zwar strenge Regelungen mit den Masken, und teilweise halt nicht Vollbesetzung von Hotels und Räumen, aber im Grunde genommen konnte man eigentlich durchgehend seitdem ganz normal wieder ins Restaurant gehen und einfach das normale Leben leben. Das war sehr angenehm, deshalb haben wir es auch immer bedrückend gefunden, wieder zurückgekommen [unverständlich] mehrfachen Lockdowns und den Leuten schon, die depressiv zu Hause sitzen, das haben wir hier irgendwie deutlich besser überstanden. Die Emirate waren auch einfach sehr konsequent und haben sehr früh Impfstoffe zugelassen, die in Europa noch gar keine Zulassung hatten. Die chinesischen Impfstoffe Sinopharm und Sinovac, die gab es schon ganz früh letzten Jahres und wurden auch breit angeboten. Man konnte sich gratis impfen lassen, kann bis heute in verschiedenen Impfzentren einfach hingehen und sich impfen lassen, das wird auch gefördert und wird allen angeboten. Die haben jetzt auch eine der allerhöchsten Impfquoten der ganzen Welt, ich glaube über 90 % oder an die 90 % Impfquote. Es gibt keine Impfpflicht, das muss ich auch dazusagen. Keine Impfpflicht, ist auch kein Thema.

Daniel: Bei 90 % Impfquote erübrigt sich das wahrscheinlich schon fast von selbst.

Jakob Kisser: Es wurde gefördert, angeboten, und was auch der große Unterschied ist, dass diese ganze negative Berichterstattung einfach keinen Platz hier hat. Man spart sich einfach jeden Tag eine halbe Stunde Diskussionen, hat einfach keinen Raum. Impfen wurde von der Regierung für gut erachtet, wurde angeboten, angepriesen, und dann gab es möglicherweise einen sanften Zwang der Arbeitgeber, das kann schon sein, dass die gesagt haben: „Ich möchte bei mir im Unternehmen geimpfte Personen haben,“ aber es gab einfach nicht diesen Widerstand dagegen. Man hat wahrscheinlich immer noch die 10 %, die das auf gar keinen Fall machen wollen, aber die kommen zumindest nahe an das Maximum. Jeder kann sich impfen lassen, man muss aber nicht geimpft sein. Das ist auch die Herangehensweise, wenn man nicht will, dann ist das eigene Risiko. Sie sind aber bei der eigenen Bevölkerung strenger. Da gibt es auch keine Impfpflicht, aber man kann nicht mehr ausreisen, interessanterweise. Das war jetzt fälschlicherweise ein Bericht, dass das alle betrifft, das betrifft aber nur die Einheimischen. Die können ab einem gewissen Zeitpunkt, oder es ist sogar schon in Kraft, das Land nicht mehr verlassen, wenn sie nicht geimpft sind. Aber es gibt trotzdem keinen Impfzwang in dem Sinne, wie er in Österreich eingeführt wird.

46:28 - Infrastruktur und Internet

Daniel: Wir haben also gesehen, wie unterschiedlich und doch erfolgreich andere Länder mit dem Virus und der Impfung umgehen. Kommen wir jetzt aber zu einem ganz anderen Thema. Unternehmer, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen, arbeiten dann ja überwiegend online. Und eine gute Internetanbindung ist genauso wichtig wie Telefon und eine zuverlässige Stromversorgung. Daher unsere Frage: Wie sieht es in den nördlichen Emiraten denn generell mit der Infrastruktur aus?

Jakob Kisser: Wenn sie kurz die Sprache angesprochen haben, also Englisch ist einfach die Gesamtsprache, jeder spricht Englisch, egal wo man hinfährt, und zwar alle Einheimischen und alle Ausländer. Ohne das kommt man nicht sehr weit hier. Von daher gibt es null Unterschied, und auch die von Ihnen genannten Dinge wie Internet, Gas, Strom, überhaupt kein Thema. Da gibt es keine Unterschiede. Bei der Entscheidung würde ich mir das erstmal persönlich anschauen. Man muss sich da wohlfühlen, das Bauchgefühl muss passen. Aber ich würde mich da eher nach der Lebensqualität orientieren. Es ist ein riesiger Unterschied, was man will, und auch in welchem Alter man ist. Ich glaube als junger Mensch wird man in Ras Al Khaimah nicht so glücklich werden, weil es einfach nicht so ein großes Abendangebot gibt, und es ist weniger Trubel hier. Es ist einfach ein ruhigeres Leben, aber gerade für Familien, die ein Haus am Meer haben wollen und das auch genießen, mit den Nachbarn ein gutes Verhältnis zu haben, wo die Kinder in die Schule gehen, da sind die nördlichen Emirate natürlich wunderbar. Mit den Kindern in Dubai jeden Tag im Stau zu stecken, jeden Tag stundenlang, das ist wirklich ein Problem.

Daniel: Kann ich mir gut vorstellen.

Jakob Kisser: Aber Dubai ist natürlich eine wunderbare Stadt, das will ich gar nicht kleinreden, extrem energiegeladen, spannend, tolle Freizeitangebote.

48:27 - Immobilienpreise und Stromkosten

Daniel: Ist es jetzt schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden? Oder vielleicht generell mal zu den Lebenshaltungskosten, also wenn jetzt jemand fragt: „Womit muss ich denn jetzt ungefähr rechnen?“ Ein Ehepaar, ein Kind sucht ein passendes Apartment oder ein Haus; was muss man ungefähr für die Miete oder für den Kauf der Immobilie rechnen? Beziehungsweise für Lebenshaltungskosten pro Monat, was muss ich rechnen? Was muss ich mitbringen oder verdienen?

Jakob Kisser: Bei uns oben in Ras Al Khaimah bekommt man eine tolle Wohnung mit Meerblick, direkt vor dem Strand schon für etwa 40.000 Dirham pro Jahr, das sind keine 10.000 €, also etwa 700 € bis 800 € im Monat. Dazu kommen die Kosten für Gas und Strom, die im Sommer natürlich höher sind wegen der Klimaanlage, aber ich schätze mit 1.000 € im Monat kann man sich schon eine richtig gute Wohnung leisten. In Dubai wird das knapp das Doppelte kosten. Kann man natürlich auch sparen. Es gibt auch in Dubai Viertel, die außerhalb des Zentrums liegen, aber dafür fährt man dann auch schon wieder eine halbe bis dreiviertel Stunde in die Stadt hinein, und da sitzt man nahe der Wüste, weit weg vom Meer. Es ist die Frage, was man sucht und was man sich auch leisten kann und was für eine Arbeit man annimmt. Die Europäer, die suchen eher eine schöne Wohnung, Nähe zum Meer, gutes Viertel, vielleicht sogar ein Haus. Und ich würde sagen, die Preise sind etwa doppelt so hoch in Dubai. Also ein Haus bekommt man in Ras Al Khaimah schon um etwa 50.000 bis 60.000 Dirham, das sind knapp 13.000 € bis 15.000 €. Ab 18.000 € sind die Häuser auch schon richtig groß mit vier Schlafzimmern, großem Garten, vielleicht sogar direkt am Meer. Das kostet in Dubai wirklich deutlich mehr.

50:31 - Lebenshaltungskosten in den nördlichen Emiraten

Daniel: Und Lebenshaltungskosten, was man so benötigt für das tägliche Leben, gibt es da größere Unterschiede zwischen den nördlichen Emiraten und Dubai?

Jakob Kisser: Also ich denke, die sind etwa vergleichbar bis ein bisschen niedriger als in Europa. Es gibt überall extreme Unterschiede. Man kann hier für 1 € Essen gehen, oder man kann im Hotel für Preise Essen gehen, die beim Doppelten liegen von unseren Preisen. Also in manchen Lokalen kostet ein Bier 15 €, und dann Essen 20 € bis 40 €, aber wenn man sich auf das lokale Leben einlässt, kann man zum Inder gehen oder zu einem pakistanischen Restaurant und für 2 € ein wunderbares Mittagessen sich holen. Das hängt auch wieder von der Lebensweise ab. Die jüngeren verbraten da schneller mal auch sehr viel Geld, weil sie eben in die tollen Clubs und Bars gehen. Ich würde sagen, es ist vergleichbar mit Europa, ein bisschen niedriger vielleicht. Teuer ist Gas und Strom im Sommer, da kann es schon mal raufschnalzen auf 300 € bis 400 € im Monat. Im Winter sind es vielleicht nur 50 €, weil man die Klimaanlage nicht braucht, aber bei den heißen Außentemperaturen das Haus runter zu kühlen, das kostet.

51:53 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten

Daniel: Okay, war spannend, mit Ihnen über die nördlichen Emirate zu sprechen. Vielen Dank! Ich habe wieder dazugelernt, und Sie haben bestimmt den einen oder anderen Zuschauer oder Zuhörer neugierig gemacht, sich damit mal auseinanderzusetzen. Kommen wir zu meiner Lieblingskategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Erste Frage: Wenn jemand zum Beispiel nur kurz in den nördlichen Emiraten ist, was soll er dort unbedingt gesehen haben? Wo soll man hingegangen sein?

Jakob Kisser: Ich würde einmal auf den höchsten Berg der Emirate fahren, das ist der Jebel Jais, da gibt es eine wunderschöne Straße rauf, man kommt fast bis auf 2.000 m hinauf. Oben gibt es ein Restaurant, die längste Zipline der Welt, es ist einfach ein sehr schöner Ausflug. Dann würde ich auch noch unbedingt eine Wüstentour machen. Es gibt da hunderte Anbieter in jedem Emirat, da kann man eine paar-Stunden-Tour machen mit Quad Bikes oder auch Jeeps oder auch in der Wüste übernachten. Wenn man kann, sollte man übernachten, das muss man einmal gesehen haben, das ist echt was Besonderes. Und dann würde ich auch den Trip raufmachen ganz in den Norden, weil interessanterweise ist die Spitze der Emirate eigentlich eine Exklave von Oman, die heißt Musandam, da kommt man normalerweise, wenn wir COVID hinter uns haben, auch problemlos rüber mit einem Tagesvisum, das ist eine ganz besonders aufregend schöne Gegend mit Felsküsten und diesem Ur-Arabien, wie man es sich vorstellt, und auch perfekt zum Tauchen. Das sind meine Haupttipps.

Daniel: Klasse, werden wir uns merken. Zweite Frage: Welche Spezialität der nationalen Küche sollte man unbedingt einmal probiert haben?

Jakob Kisser: Ich gehe gerne zu unserem noch ziemlich originalen Araber beim Nachbarn, und da esse ich immer dann gebackenen Fisch auf Reis.

Daniel: Nächste Frage: Diesen Fehler sollte man auf jeden Fall vermeiden!

Jakob Kisser: Ich würde auf gar keinen Fall betrunken Autofahren oder Blödsinn machen auf der Straße.

Daniel: Das ist doch eine Ansage. Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat?

Jakob Kisser: Die besten Monate sind eindeutig der November und dann wieder im März. Im Sommer wird es doch eher warm, und im Winter sogar ein bisschen kühl, also wenn man so dieses richtig angenehm sommerliche Wetter haben will, dann ist man am besten aufgehoben in diesen beiden Monaten.

Daniel: Wie fühlt man sich als Ausländer, wenn man in den nördlichen Emiraten unterwegs ist. Fühlt man sich akzeptiert und willkommen?

Jakob Kisser: Absolut, und vor allem fühlt man sich frei, interessanterweise. Ich fühle mich hier freier als in Europa.

54:55 - Kontaktdaten Jakob Kisser

Daniel: Okay, klasse. Vielen Dank Herr Kisser für die vielen Antworten, die wir auf unsere Fragen gefunden haben, für das, was Sie erzählt haben zu den nördlichen Emiraten. Jetzt bleibt natürlich noch eine wichtige Frage zum Schluss: Zuschauer und Zuhörer, die das jetzt alles hier gesehen oder gehört haben und noch weitere Fragen haben, mit Ihnen Kontakt aufnehmen möchten, wie kann man Sie am besten erreichen? Und was bieten Sie den Interessierten an?

Jakob Kisser: Man findet uns ganz einfach im Internet, einfach nach Jakob Kisser suchen oder direkt auf die Homepage gehen: www.slglaw.cc. Sie können mich gerne jederzeit kontaktieren. Wir bieten an eine kostenfreie Erstberatung, also jeder Interessent kann sich mal eine halbe Stunde anhören, wie das alles so abläuft, was das kostet, wie lange das dauert, jederzeit.

Daniel: Vielen Dank! Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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